McPhatter, Clyde - Rhythm And Soul 1959 - 1965 (8-LP)

Rhythm‘n‘Soul 1959-65 (8-LP Box) Bear Family (8 LPs der ‘Mercury‘ Zeit, plus ein 112 seitiges Buch (A5) mit Discography Ich habe mit einigen Top-Acts gearbeitet - Jackie Wilson, Brook Benton, Mary Johnson und so weiter ... aber Clyde war etwas anderes. Er hatte diese Verletzlichkeit in seiner Stimme. Er war etwas ganz Besonderes. Alan Lorber EINLEITUNG Wer war der größte Sänger in der schwarzen Musik der Vor-Soul-Zeit? War esCooke? Little Willie John? Big Joe Turner? Rev. Claude Jeter von den Silvertons? Für mich war es Clyde McPhatter. Nach den meisten Kriterien ging McPhatter gegen den Strich. Schwarze Musik ist voll von Stimmen, die voll, tief und reich sind. Clyde McPhatter sang in einem hohen, fast strangulierten Tenor. Das war nicht ohne Beispiel, aber es war deutlich ungewöhnlich. Was McPhatter jedoch wirklich herausragend machte, war die Emotion, die er vermittelte. Es gibt eine sengende Intensität in seiner besten Arbeit, die über das oft banale Material und die gelegentlich veralteten Arrangements hinausgeht. Zu seinen besten Zeiten war er wirklich brillant. Doch wie so viele andere brillante Künstler hatte er einen Selbstzerstörungsknopf, der ihm überall eingepflanzt wurde. Sein Leben endete nicht in einem schmutzigen Mord wie das vonCooke, noch endete es im Gefängnis wie das von Little Willie John. Stattdessen tötete sich McPhatter, sein Leben lang von Selbstzweifeln und Vorwürfen geplagt, langsam mit Alkohol. Für diejenigen, die ihn oder seine Musik liebten, war es ein trostloses und demütigendes Ende. Clyde McPhatter war einer der größten Stars des Rock & Roll, aber als die Hits versiegten und der Applaus schwächer wurde, driftete er in eine selbstzerstörerische Hölle. Eine Kombination aus Alkohol und nagenden persönlichen Problemen lähmte ihn so sehr, dass er aus seinem Status als verblasster Hitmacher der 50er Jahre kaum noch Kapital schlagen konnte und schon gar nicht ein Comeback in der Soulmusik, einem Genre, das er mitdefiniert hatte, wagen konnte. Sein Einfluss ist überall zu spüren. Einige Künstler wie Dee Clark begannen ihre Karriere als Clyde McPhatter-Kopisten, andere wie Smokey Robinson bekennen sich offen zu ihrer Schuld bei ihm. Er war nachCooke der zweitgrößte Künstler, der ihn als einen großen Einfluss anführte. Selbst in der Karibik orientierten sich Sänger wie Owen Gray an seinem Stil. Elvis Presley war ein echter Fan. Er tauchte während seiner langen Karriere immer wieder in seine Clyde McPhatter-Sammlung ein und gab sogar zu Protokoll, dass er sich wünschte, er könnte wie Clyde singen. Tom Jones mag mehr Schweiß in Without Love gesteckt haben, aber er schaffte nur einen schwachen Schatten von McPhatter‘s Leidenschaft. In diesem Jahr wäre Clyde McPhatter fünfundfünfzig Jahre alt geworden. Stattdessen ist er schon seit fünfzehn Jahren tot. Alles, was uns geblieben ist, sind ein paar Videoclips, einige Fotos und die Aufnahmen. Dieses Buch wurde als Begleitbuch zur Bear Family Records Retrospektive von McPhatters MGM- und Mercury-Aufnahmen konzipiert. Es ist aber auch der erste Versuch einer einigermaßen detaillierten Biografie. Clyde McPhatter war ein introvertierter und unkommunikativer Mensch, selbst zu denen, die ihm am nächsten standen. Das bedeutet, dass ich bei einigen Problemen, mit denen er konfrontiert war, ein gewisses Maß an Vermutungen anstellen musste. Es bedeutet auch, dass die Biografie bei weitem nicht so vollständig ist, wie sie es für einen Künstler von McPhatters Format sein sollte. Dieses Problem ist jedoch weitaus leichter zu bewältigen als die Versöhnung des enormen Respekts, den man für das Werk dieses Mannes empfindet, mit der Frustration über die Aufzeichnung der bedauernswerten Tiefen, in die er gesunken ist. Colin Escott, Toronto, September 1987