1-CD mit 44-seitigem Booklet, 16 Einzeltitel. Spieldauer ca. 74 Minuten. Aufbruch und Veränderung Ende der Siebziger Jahre waren Ougenweide zur Institution geworden: Sie hatten mit dem Minne-Rock ein eigenes Genre geschaffen, mit ‘Ungezwungen‘ 1978 ein hervorragendes Live-Album vorgelegt und mit ‘Ousflug‘ (1978) eine Art stilistisches Resümée gezogen. In der LP-Reihe ‘Liederbuch‘ hatte Polydor ihnen schließlich auch noch ein ‘Best Of‘-Album gewidmet, womit die Gruppe und ihr Sound einen festen Platz in der deutschen Musiklandschaft gefunden hatten. Eigentlich ein sicherer Ausgangspunkt, das Projekt erfolgreich fortzuschreiben und behutsam weiterzuentwickeln. ‘Ja-Markt‘ (1980) Doch ganz offenbar war Ougenweide dieser vorherbestimmte Weg zu einfach. Im Wechsel des Jahrzehnts sah die Gruppe die Chance und die Herausforderung, etwas Neues zu beginnen. Mittelhochdeutsch singen? Warum denn in dieser modernen Zeit, in der es soviel zu sagen gibt! Alte Melodien? Wieso, wenn wir selbst aufregende neue Musik schreiben können! Also gab es keine mittelalterlichen Töne und Klänge mehr, keine märchenhaft-verspielten LP-Cover, keine Texte aus der Feder von Neidhart oder Walther, und auch nur noch selten die fremdartig klingenden alten Instrumente. Auf dem Titelbild prangte ein übergroßer Barcode - gerade neu zur Kennzeichnung von Waren überall eingeführt. Er wird durch eine sympathisch aussehende junge Frau auseinandergerissen. Ja, richtig, es ist Minne Graw, und sie trägt kein wehendes Folklorekleid, sondern sieht aus wie die engagierte Studentin von nebenan. Das Signal ist deutlich: Hier kommen wir, um die Welt der Waren durch die wahre Welt zu ersetzen. Und die ist keine nette, rückwärtsgewandte Folk-Idylle. "Fabeltier sein ist vorbei, es wird Zeit, daß sich was regt", heißt es in einem der Lieder programmatisch. ‘Noch aber ist April‘ (1981) Das änderte sich auch nicht mit der nächsten LP. Beim Anhören der ersten Töne fragt man sich unwillkürlich: Das sollen Ougenweide sein?! Der Opener Nie wieder ist ein großartiges Stück, kristallklar produziert, knochentrocken und ein wenig unterkühlt dargeboten, mit einem rätselhaften und assoziationsreichen Text, der Bilder im Kopf produziert. Ja, das ist genau der Sound, den man Anfang der 80er erwartet! Doch er könnte genauso gut von Spliff sein, vom Stil der Band ist hier nichts mehr zu spüren. Selbst die Stimme verblüfft: Kein Olaf, keine Minne! Frank Wulff steht als Solist am Mikro. Er macht seine Sache sehr gut, aber er manifestiert damit den Abschied vom Gewohnten. Daß man es mit Deutschlands einstiger Folk-Rock-Ikone zu tun hat, merkt man ein wenig beim zweiten Stück, einem tänzerischen Instrumental mit dem Titel Muspilli (nach einem althochdeutschen Gedicht über das Welten-Ende). Erst im dann folgenden Titelsong erkennt man die Band wirklich, vor allem an Minnes Gesang: Ougenweide vertonen hier einen Text der Marburger Dichterin Anna Rheinsberg, ein wunderbares Gedicht über ein vernachlässigtes Kind in Berlin. Die freche Göre mit verrutschtem Kniestrumpf und viel (zu viel?) Fantasie ziert auch das Cover der LP. Im Hintergrund die typischen Spießer - Mann mit Hut, Frau mit Handtasche -, die die Kleine mißgünstig beäugen. Ougenweide vertonen das tieftraurige Gedicht mit einer einfachen Melodie in einem dezenten, von Fingerpicking-Gitarren geprägten Arrangement, das eine leicht melancholische Fröhlichkeit ausstrahlt. Überhaupt, die Melancholie: Im Gegensatz zur fast schon nervösen Aufbruchsstimmung des ‘Ja-Marktes‘ überwiegen auf dem ‘April‘-Album die nachdenklichen Klänge. Das merkt man auch an der Sprache: Statt "Wehrt Euch" heißt es, immer noch widerstandslustig, aber doch wieder poetischer: "Wir müssen diesem Wahnsinn ein Balken zwischen den Beinen sein".
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