Herold, Ted - Mein verrocktes - verrücktes Leben - Anthologie (CD)

1-CD DigiPac (6-seitig) mit 40-seitigem Booklet, 30 Einzeltitel, Spieldauer 79:28 Minuten.    Das Jahr 1959 hatte es in sich, sogar auf dem deutschen Musikmarkt stiegen die Temperaturen. Leider hatten es die hiesigen Plattenbosse zuvor mehr oder minder verschlafen, dem echten, aus den USA importierten Rock ‘n‘ Roll eine wirkliche Chance zu geben. Also sollten drei flotte Jünglinge aus eigener Produktion mit Cover-Versionen und Nachbauten retten, was zu retten war. Und: Es gelang. Peter Kraus , anno ’59 fast schon ein Routinier, hatte im Juni seine Kitty Cat auf Chart-Platz 3 gesungen. Und plötzlich bekam er ernstzunehmende Konkurrenz: Ted Herold und Tommy Kent . Über 40 Jahre ist das jetzt her – und der Kalender teilt uns noch etwas anderes mit: Ted Herold (geboren als Harald Schubring ) attackierte Peter Kraus, den Großen 1959 mit Ich bin ein Mann und Tommy Kent (eigentlich Guntram Kühbeck ) war mit Susie Darlin‘ in den Hitparaden-Olymp aufgestiegen. Die Konkurrenz, das zeigte sich schnell, belebte das Geschäft. Zwar wurde das Temperament der beiden Jubilare auf ihren Platteneinspielungen immer wieder ausgebremst – doch auf der Bühne konnten Ted Herold &, Tommy Kent beweisen, daß sie durchaus Rock ‘n‘ Roll im Blut hatten: Wenn sie ans Mikro traten, wurde klar, warum die damals so beliebten ‘Bunten Abende‘ diesen Namen trugen – sie brachten Farbe ins dominierende, häufig eher betuliche Schlager-Einerlei. In den folgenden rund drei Jahren wurden Ted Herold und Tommy Kent zu Dauergästen in der deutschen Hitparade: Hey Baby, Moonlight (kein Stilbruch, auch Elvis machte Ausflüge in Zeitlupe !), Oh So Sweet, Little Linda, Ich bin ein Wanderer, Da Doo Ron Ron – Ted Herold brachte nahezu jede seiner Veröffentlichungen in die Charts, Wie keine andere, Alle Nächte, Sweet Baby Sweet – auch Tommy Kent war zum Erfolgsinterpreten avanciert. Und er entdeckte – so ganz nebenbei – während eines Aufenthalts in Hamburg in einem Club auf der Reeperbahn auch noch eine Band, die wenig später zu einem nicht ganz unbedeutenden Höhenflug in der Musikgeschichte ansetzen würde: die Beatles.  Als jedoch um 1963 neue Klänge aus Richtung Liverpool die Welt überschwemmten, war die Zeit der großen Chart-Erfolge für Tommy Kent und Ted Herold zwar vorbei – aber von Ruhestand keine Spur. Beide veröffentlichten auch weiterhin Platten, hielten auf anderen Labels zunächst ständig Kontakt zu ihren großen Fan-Gemeinden. Dann entwickelten sich die Karrieren der beiden Stars unterschiedlich. Nach längerer Pause war es Udo Lindenberg , der Ted Herold 1978 aus der Versenkung holte, wieder ins Gespräch und mit mehreren Titeln sogar zurück in die Hitparaden bugsierte. Seitdem ist ‘Mr. Hula Rock‘ aktiv geblieben, noch heute erscheinen neue Scheiben – und den Hüftschwung à la Elvis hat er auch im sechsten Lebensjahrzehnt noch immer locker drauf. Tommy Kent hat längst das Betätigungsfeld gewechselt, und das überaus erfolgreich. Ihm gelang, wovon viele andere Künstler nur träumen dürfen: Preise, wertvolle Auszeichnungen, beachtete Ausstellungen und ein hervorragender Ruf stehen für ihn zu Buch – als Maler, bildender Künstler und Architekt, mit Anerkennung weit über unsere Grenzen hinaus. Die Bedeutung von Ted Herold und Tommy Kent für die deutsche Musikgeschichte der 50er und der 60er Jahre steht außerhalb jeder Diskussion – ihre Hits und übrigen Arbeiten sind inzwischen (genau wie die ihres Kollegen Peter Kraus ) dankenswerterweise auf vielen CDs festgehalten. Ihre Songs werden heute auch von nachgewachsenen Fans geschätzt und bewundert. Zeit für ein ‘Dankeschön‘ und einen Glückwunsch an diese beiden junggebliebenen Persönlichkeiten.