Wagner: Die Walküre

Trotz der Vielzahl bemerkenswerter Walküre-Aufnahmen kommt dieser Veröffentlichung eine ganz besondere Bedeutung zu. Zum einen enthält sie die komplette Oper als Live-Übertragung einer Aufführung anlässlich des Met-Gastspiels 1940 in Boston, zum anderen den 1. Akt desselben Werkes in der fünf Jahre zuvor in Wien als Studio- Produktion begonnenen Aufnahme. Und in beiden Fällen ist die Besetzung der Partien von Siegmund, Sieglinde und Hunding identisch. Lauritz Melchior, Lotte Lehmann und auch Emanuel List gehörten in jener Dekade zu den weltweit führenden Sängern ihres Faches, und die auch heute noch enthusiastischen Kritiken der Wiener Aufnahme finden ihre Entsprechung im Jubel des Publikums von Boston. Bruno Walter konnte seine in Wien begonnene Arbeit nicht zu einer Gesamtaufnahme vollenden. Vor dem Nazi-Terror emigrierte er in die USA - ebenso wie Lotte Lehmann, Emanuel List und Friedrich Schorr. Durch den Exodus dieser und anderer bedeutender Künstler aus den von Nazis beherrschten Gebieten gelangen in jenen Jahren insbesondere der Metropolitan Opera musikalisch glanzvolle Aufführungen deutscher Opern. Während Bruno Walter zunächst hauptsächlich mit dem New York Philharmonic Orchestra arbeitete und an der Met als gefeierter Gastdirigent tätig wurde, übernahm der in Wien geborene Erich Leinsdorf nach dem Tod von Artur Bodanzky 1939 die Verantwortung für das deutsche Repertoire an der Met. 1935 war Edward Johnson zum Direktor der Metropolitan Opera ernannt worden und er behielt diese Position bis 1950. Es verwundert nicht, dass die Met unter Johnson das nach der Caruso-Ära beste Sänger- und insbesondere Wagner- Ensemble ihrer Geschichte haben sollte.