Seit 50 Jahren begleitet Isolde Ohlbaum den Dichter Peter Handke (geb. 1942) und dokumentiert in ihrem photographischen Bilderbogen seinen Werdegang vom enfant terrible des Literaturbetriebs der jungen Bundesrepublik zum international gefeierten und zugleich politisch umstrittenen Nobelpreisträger. Ohlbaum besuchte Anfang der 1970er Jahre die Bayerische Staatslehranstalt für Photographie und war zunächst journalistisch tätig. Schon bald machte sie sich als Spezialistin für Portraits selbstständig und avancierte zur "Schriftstellergesichterforscherin" (Michael Krüger), die im deutschen Feuilleton ebenso Erfolge feierte wie international. Kaum ein namhafter Autor des ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts, ob Nachwuchstalent oder Bestsellerautor, der nicht von ihr photographiert wurde - in Sitzungen, die Ohlbaums Credo zufolge Momentaufnahmen mit unvorhersehbarem Ergebnis hervorbringen und keinen Anspruch auf Endgültigkeit erheben. Im Sommer 2024 vereinbarte die Photographin mit Peter Handke, ihn in seinem Wohnhaus in Chaville nahe Paris zu besuchen. Seit 1990 ist das Haus inmitten eines verwunschenen Gartens Ausgangspunkt seiner legendär und zu Literatur gewordenen Spaziergänge und Wanderungen und zugleich Hort kreativen Schaffens an zahllosen "Schreibtischen": zwischen Vogelfedern, Schneckenhäusern, Bücherbergen und eigenhändig bestickten Fauteuils. Die ausführlicheren Kapitel unseres Buchs widmen sich allerdings den jahrzehntelangen Beobachtungen, die Isolde Ohlbaum angestellt hat, um Peter Handke als Mensch und als Künstler zu dokumentieren. Entscheidend waren dabei Begegnungen mit Künstlerfreunden wie etwa Wim Wenders, den er anlässlich des damaligen Skandalstücks Publikumsbeschimpfung in Oberhausen 1966 erstmals traf und mit dem er seither immer wieder zusammenarbeitete, beispielsweise beim Film Der Himmel über Berlin. Des Weiteren begleitete Isolde Ohlbaum den Dichter als Juror auch durch die 50-jährige Geschichte des Petrarca-Preises, eines von Hubert Burda gestifteten internationalen Literaturpreises, der ihn in jungen Jahren mit seinen Kollegen Michael Krüger, Bazon Brock, Alfred Kolleritsch und Peter Hamm u. a. auf den Gipfel des Mont Ventoux in Südfrankreich brachte. Die ca. 300 Bilder unseres Bandes enthüllen somit gleichermaßen klassische wie unerwartete Perspektiven auf das "Phänomen Peter Handke" über fünf Jahrzehnte seines Lebens zwischen einsiedlerischer Kreativität und öffentlicher Diskussion. Sie werden von Zitaten des Autors begleitet, der den Band auch mit einem Vorwort eröffnet.
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