Der Wiedergänger

Nach einer Hirnblutung kehrt Matthias Raisch nach Hause zurück – in dasselbe Haus, zu derselben Familie, in dasselbe Leben. Und doch ist nichts mehr wie zuvor. Sein Körper gehorcht ihm nur noch halb, die Welt wirkt gedämpft, verschoben, als stünde er zwischen zwei Realitäten. Was wie eine zweite Chance beginnt, wird bald zum leisen Albtraum einer Familie, die begreift, dass Matthias nicht einfach zurückgekommen ist – sondern geblieben. Das Haus, in dem sie leben, scheint mitzuhören, mitzudenken, mitzuerinnern. Es knackt, kratzt und flüstert, zunächst unauffällig, fast erklärbar. Doch je mehr sich Mutter und Tochter anstrengen, Normalität herzustellen, desto stärker wird das Gefühl, dass etwas Unsichtbares in ihren Alltag hineinwächst – wie Wurzeln unter den Dielen. Matthias selbst spürt diese Verbindung. Er hört Stimmen, spürt Vibrationen in den Wänden, ein zweites Pochen in seiner Brust, das nicht zu seinem eigenen Herzschlag gehört. Was als Wahrnehmungsstörung beginnt, wird zu einer zweiten Existenz. Matthias ist zugleich Opfer und Mittler einer unsichtbaren Macht: einer Erinnerung, die sich in Stein, Staub und Metall festgesetzt hat. Das Haus fordert Rückgabe – von Schuld, Blut, Besitz, Liebe. Und es verlangt einen Preis. Während seine Tochter Karla versucht, den Vater zu retten, den sie kaum noch erkennt, beginnt das Haus, seine eigene Wahrheit zu erzählen. Es ist nicht böse – nur unvergessen. Es kennt die Geschichten aller, die je darin gelebt haben. Und es will, dass sie weiterleben. Wiedergänger ist kein Schocker, kein Splatter – sondern ein psychologisch verdichteter Horrorroman über Erinnerung, Identität und die Grenzen zwischen Leben und Tod. Matthias G. K. Raisch erzählt mit beklemmender Präzision, wie aus Schuld Zugehörigkeit wird, aus Liebe Besessenheit – und aus einem Zuhause ein Wesen mit eigenem Willen. Ein stiller, kalter Albtraum, der sich in die Realität schleicht.