Von Dunkelheit und Licht

Diejenigen, die in unserer Zeit gelebt und nachgedacht haben, wissen, dass unsere Epoche eine Zeit der Finsternis und des Leids ist – der zunehmenden Finsternis und des Leids, das die Menschheit erfasst hat. Die Dunkelheit ist nie aus der Welt verschwunden; es ist, als wäre sie Teil ihrer eigenen Zusammensetzung, schon allein aufgrund der Tatsache, dass die Welt, im Gegensatz zu naiven oder blinden Pantheisten, nicht mit der Gottheit übereinstimmt. Die Gottheit ist reines Licht und ganzes Licht, während die Welt aus Finsternis und Licht besteht; deshalb ist sie aufgerufen, für das Licht und für die Erleuchtung zu kämpfen. Deshalb gab es immer Dunkelheit und wird es immer Dunkelheit in der Welt geben, solange die Welt existiert. Aber so wie es sonnige Tage und düstere Tage gibt; oder so wie es Tag und Nacht in der Erdrotation gibt, so gibt es auch düstere Epochen und Nachtzeiten in der Geschichte. Und nun hat unsere Generation den Anteil, in der Nachtzeit zu leben, wenn „der Abgrund offen liegt“; mit seinen „Ängsten und Finsternissen“; und wenn die Barrieren zwischen uns und ihm wegfallen (Tjuttschew). In unseren Tagen hat sich der Abgrund der menschlichen Seele in der Tat geöffnet, wie es nie zuvor möglich war; die Dunkelheit, die sich in ihr verdichtet hatte, hat ihren Schoß verlassen, wo Glaube, Liebe, Gewissen, Scham und Rechtsbewußtsein sie bisher gehalten hatten, und hat das Leben der Seele überflutet, um alles Licht in ihr auszulöschen: die Glut des Glaubens, die Flamme der Liebe, das Aufflackern des Gewissens und den Funken der Scham. Und das Leben unserer Generation verging – die einen in der Angst vor dieser Finsternis und in der Unterwerfung unter sie, die anderen im Kampf gegen diese Finsternis und in der Bejahung des Glaubens an Gott und der Treue zum Geist...