Verliebt, verlobt ... Verhext

Was tun Hexen, wenn sie mal nicht die Welt retten müssen? Sie werden romantisch. Eigentlich läuft es bei Eli gerade ziemlich gut. Sie ist verliebt, hat ein neues Zuhause gefunden – samt sonderbarem Mitbewohner – und die magische Gemeinde bereitet ein großes Ritual vor, um den Umzug gebührend zu feiern. Doch die feierliche Zusammenkunft entwickelt schnell eine Dynamik, mit der niemand gerechnet hat. Noch überraschender ist allerdings das Haus selbst, das ein Geheimnis birgt – etwas, das Elis Zukunft auf gefährliche Weise beeinflussen wird. Während Vincent mit dem Schmerz seiner Vergangenheit ringt, spürt Eli, dass dunkle Kräfte längst ihre Fäden ziehen. Und als am Ende jemand vor ihrer Haustür auftaucht, von dem sie nie geglaubt hätte, dass es ihn wirklich gibt, wird klar: Dieses neue Leben bringt nicht nur Magie und Herzklopfen, sondern auch jede Menge Chaos und Herausforderung. Leseprobe Ich verlasse das Haus wieder durch die Terrassentür, um mich noch von Vincent zu verabschieden. "Ich muss noch mal los." "Hmmpf", sagt er. Offenbar bin ich Luft. "In der Küche steht ein rosafarbener Elefant, der die Steuererklärung vorbeigebracht hat. Ich habe ihm gesagt, er soll sie auswendig lernen und dir dann gleich vorsingen. Wenn ich weg bin." "Hmmpf." "Ja. Danke. Dir auch. War wie immer nett, mit dir zu plaudern." So war Vincent sehr lange. Zwischendurch ist er dann aufgetaut, hat mich mit seinem "Nur Für Eli"-Lächeln bewusstlos gemacht, um dann wenige Stunden später wieder emotional einzufrieren. Mittlerweile ist er meistens im aufgetauten Zustand. Aber hin und wieder erfriert er dann doch wieder und verschwindet in seiner eigenen Welt, die nicht sehr bunt zu sein scheint. Dann ist jegliche Form der Kommunikation unmöglich. Früher hätte mir das Sorgen bereitet. Aber mittlerweile bin ich reif und weise und denke über diese Dinge nicht mehr nach. Außerdem wollte er mit mir gemeinsam ein Haus kaufen. Ich finde, das ist ein Beziehungsstatement, da muss man gewisse Dinge einfach so hinnehmen. Zehn Minuten später parke ich vor Henriettes kleinem Backsteinhäuschen direkt am Kanal. Früher war das Haus das Pumpwerk, bis Henriette es gekauft und renoviert hat. Vor ihrer Haustür parkt ein echt heiß aussehendes Motorrad. Eine Harley Davidson in Lackschwarz mit viel Chrom und einem Motorblock, der vermutlich mal richtig Krach macht, wenn er angelassen wird. Die Tür öffnet sich, bevor ich klingeln kann. Henriette trägt ein pinkfarbenes Kopftuch, unter dem sich ihre grauen Locken wild hervorkringeln, einen weit schwingenden Rock in Gelb, sehr roten Nagellack auf den Fußnägeln und eine mit weißen Binden umwickelte Gipsschiene am Handgelenk. Wie immer ist sie optisch schrill, aber sie könnte auch in einem Müllsack gehüllt und Opern trällernd durch die Gegend laufen, die Menschen würden ihr Respekt zollen. (Was man bei so einer alten Hexe allerdings auch tun sollte). Das liegt irgendwie an ihrer Ausstrahlung. Sie küsst mich links und rechts und lässt mich wortlos ein. Er sitzt mit einem Bier auf der Terrasse und sieht genauso aus wie jemand, der so ein Motorrad fährt. Nur ohne Bierplautze und Vollbart. Ein paar Sekunden mustern wir uns wortlos. Er hat tiefschwarze Augen, was sicherlich von den vielen praktizierten Zaubern herrührt. Seine Magie funktioniert gänzlich anders als unsere, und doch gibt es Ähnlichkeiten. Was jedoch völlig unterschiedlich ist, ist die Tatsache, dass durch Zauberer produzierte Magie immer auch dem Praktizierenden etwas nehmen. Was er an anderer Stelle wieder zuführen muss, sonst sind bald die Akkus leer. Schlimmstenfalls zehrt sich ein Zauberer von innen her auf und stirbt. Und das passiert häufiger als angenommen. Die sind schon alle ein wenig komisch. Die Astrophysiker/Nerds unter den magischen Wesen sozusagen.