"Der letzte Tag eines Verurteilten" von Victor Hugo gilt als ein Meilenstein der französischen Literatur des 19. Jahrhunderts und als kraftvolles Plädoyer gegen die Todesstrafe. In Form eines inneren Monologs schildert der Roman die letzten Wochen, Tage und Stunden eines zum Tode verurteilten Mannes, der anonym bleibt. Der Leser wird unmittelbar in die Gedanken- und Gefühlswelt des Gefangenen hineingezogen: seine Erinnerungen, seine Ängste, seine Momente der Hoffnung und Verzweiflung. Neben der Hauptfigur treten nur wenige andere Charaktere auf - Wärter, Mitgefangene, gelegentliche Besucher - doch sie dienen vor allem dazu, die Isolation und das innere Ringen des Protagonisten zu kontrastieren. Victor Hugo schrieb das Werk 1829, inspiriert von einer öffentlichen Hinrichtung, der er selbst beigewohnt hatte. Das erschütternde Erlebnis ließ ihn die Grausamkeit und Unmenschlichkeit der Todesstrafe in ihrer ganzen Brutalität erkennen. Durch die bewusste Wahl der subjektiven Perspektive zwingt Hugo den Leser, sich mit der psychischen Folter auseinanderzusetzen, die der Verurteilte erleidet - lange bevor das Fallbeil fällt. Das Buch ist nicht nur eine Anklage gegen die staatlich legitimierte Tötung, sondern auch ein zeitloses Dokument humanistischer Werte. Es stellt fundamentale Fragen nach Recht und Gerechtigkeit, nach moralischer Verantwortung und nach dem Wert des menschlichen Lebens. Seine Relevanz bleibt bis heute ungebrochen: In einer Welt, in der die Todesstrafe in einigen Ländern weiterhin praktiziert wird, wirkt Hugos leidenschaftliche Argumentation aktueller denn je. Die meisterhafte Verbindung von literarischer Form, psychologischer Tiefe und politischem Engagement macht "Der letzte Tag eines Verurteilten" zu einem unvergänglichen Klassiker, der sowohl als literarisches Kunstwerk als auch als moralischer Appell verstanden wird. Hugo gelingt es, über nationale und zeitliche Grenzen hinweg Empathie zu wecken und einen bleibenden Beitrag zur Debatte um Menschenrechte zu leisten.
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